
Essener Kreative feiern mit „back2live“ die Livekultur!
Die Corona-Pandemie hat fast zwei Jahre lang die Live-Kultur zum Erliegen gebracht. Im Mai 2022 werden die Live-Kulturstätten wieder geöffnet, Zugangsbeschränkungen und auf Abständen basierende Bestuhlungspläne gibt es nicht mehr und für die Öffentlichkeit konnte es scheinen, alles liefe wieder alles wie vor der Pandemie.
Leider sah die Realität für Kulturschaffende und Veranstalter im Sommer 2022 meist anders aus. „Die Zeit still abzuwarten ob das Publikum wieder zu uns zurückfindet ist vorbei, nun wollen wir aktiv auf unsere Besucher*innen zugehen und sie begeistern“, so Raphael Batzik, aus dem Vorstand der Initiative freie Szene Essen e. V. Eine Arbeitsgruppe aus der Freien Kulturszene in Essen rief die Kampagne „back2live“ ins Leben.
Mit der Kampagne machten Essener Kulturschaffende auf die Schönheit und Vielfalt der örtlichen Kultur- und Kreativszene aufmerksam und stellten sich so dem postpandemischen Besucherschwund entgegen.

In einem beispiellosen Schulterschluss von Kulturinstitutionen, Künstlern, dem Kulturamt und der lokalen Presse entstand durch die Kampagne „back2live“ eine Aufbruchsstimmung, die über den Kampagnenzeitraum hinaus wirkt. Im Rückblick wird deutlich, dass sich nicht nur die Besucherausfälle relativieren, sondern vor allem auch ein Grundstein für eine gemeinsame Kraftanstrengung in der lokalen Kulturpolitik gelegt ist.
Der Kampagne bestand aus vier Komponenten:
- Einer medienwirksamen Eröffnungsveranstaltung
Die Kampagne startete am 17. Oktober 2022 mit einer Eröffnungs-Veranstaltung in der Lichtburg, dem großen Premierenkino in Essen. Neben dem Auftritt von Künstlern unterschiedlicher Sparten ( Tanz, Theater, Musik, … ) fanden vor allem drei Podiumsdiskussionen statt, die sich mit dem Ist-Zustand und der Zukunft der Freien Livekultur beschäftigten. Zu den Gästen zählte neben Vertretern aus Kultur und Politik auch Wissenschaftler und eine Vertreterin der landesweit agierenden Kampagne „Kultur gibt“. - Einer Plakatkampagne
Bekannte Persönlichkeiten mit regionalem Bezug standen Pate für die Kampagne mit Plakat- und Flyermotiven unter dem Motto „back2live – Wir feiern die Essener Livekultur“. - Eine Veranstaltungsreihe
In einer Reihe von 15 Veranstaltungen, bei denen in außergewöhnlichen Kooperationen Promis zur Mitwirkung bei „spartenfremden“ Kunstformaten eingebunden wurden, gernerierte zusätzliche mediale Aufmerksamkeit. - Ein Podcast
In einer Podcast-Reihe „Halt auf Freier Szene“ werden Themen der lokalen Kulturszene beleuchtet. Zu den Gesprächspartnern gehören Promis, Veranstalter, Intendanten, Politiker, Kinobetreiber und Social Media Blogger.

„Wir wollen ein positives Zeichen setzen.
Rainer Besel
Hier ist die Essener Kultur. Es gibt ein ganz tolles, großes Angebot in der Stadt.
Vergesst uns nicht, wir sind hier und kommt vorbei.“
Vorsitzender der Initiative Freie Szene Essen und
Künstlerischer Leiter des Theater Freudenhaus im GREND
„Also wir begegnen uns auf der Bühne, wenn wir spielen.
Anna Betzl-Reitmeier
Wir brauchen das Gegenüber und jetzt kommt das Publikum nicht. Und dann funktionieren unsere Konzepte nicht. Ganz einfach. Wir können nicht in den leeren Raum spielen, wir brauchen das Gegenüber.“
Gründungsmitglied des Ensemble Ruhr



„Wir machen Kunst und Kultur, weil wir an den Zusammenhalt der Menschen glauben.
Muchtar Al Ghusain
Weil ich glaube, es hat eine Qualität, dass ich jemanden anfassen kann, dass ich ihn umarmen kann, dass ich ihm ins Auge gucken kann.“
Beigeordneter der Stadt Essen für die Bereiche Jugend, Bildung und Kultur
„Der Kunst erwächst mit dem Wegfallen bestimmter Traditionen, bestimmter Milieus, wie Familie, Gewerkschaften, Kirchen und so weiter, eine zwar nicht neue, aber zunehmend wichtige Aufgabe, indem sie dazu herangezogen wird, die nicht mehr aus traditionellen Quellen fließenden kulturellen Impulse zu ersetzen.“
Prof. Dr. Peter Ulrich Hein
Dozent für Kunstpädagogik mit den Schwerpunkten Kunstwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Kunstsoziologie



„Wir wollen gerne versuchen, ein Bewusstsein dafür zu schärfen, dass wir im Grunde von Kunst und Kultur permanent umgeben sind. Auch die, die das vielleicht gar nicht ganz so bewusst haben wie wir.“
Dr. Verena Meis
von der Kampagne „Kultur gibt“ der Initiative für die Kultur in Deutschland e. V.
„Wir waren eben immer sehr stark – und das seit 17 Jahren – darauf aus, eine sehr starke Bindung zum Publikum zu haben. Also gut, ich stehe jeden Abend an der Tür.
Christian Stratmann
Ich begrüße die Leute, und ich kenne die, und ich weiß, was sie wollen.
Und ich weiß auch, wie sie aussehen. Also mir muss keiner sagen, wie sieht denn das Publikum aus? Ich weiß, wie es aussieht und danach machen wir auch die Angebote.“
Deutscher Prinzipal im Mondpalast
„Es geht darum, dass unsere Zuschauer den Euro nur einmal ausgeben können.“
Christian Tombeil
Intendant des Schauspiel Essen






„Aber ich glaube, dass Werte-Thema, also was ist uns Kultur wert in der Gesellschaft, das sind Debatten, die wir jetzt zwangsläufig führen müssen, jetzt führt einfach kein Weg mehr dran vorbei.“
Gemma Russo-Bierke
Vorsitzende des Kulturbeirats der Stadt Essen
Geschäftsführerin des Kulturzentrum GREND e. V.
„Ich habe das jetzt häufig erlebt, dass die Qualität eines Inhaltes, auch eines kulturellen Inhaltes, an den Klickzahlen und in den Likes gemessen wird und nicht mehr an der tatsächlichen Qualität dieses Angebotes, wie man es so traditionell betrachtet hätte. Das ist ein sehr gefährlicher Weg.“
Lars Terlinden
Leiter des KomKuK – Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft bei der Wirtschaftsförderung Düsseldorf








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Das Ziel der Veranstaltungsreihe war es, durch Einbindung von öffentlich bekannten Persönlichkeiten und mit deren Besuch verbundene Aktionen vermeintlich “ den Augenmerk auf Veranstaltung zu werfen und somit die Zuschauer zurück in die Theater zu „locken“:
– Die Komödiantin Mirja Boes gab eine Vorstellung in der Studiobühne
– OB Thomas Kufen begrüßte die Zuschauer persönlich am Eingang des „Rabbithole Theaters,
– das Moderatoren-Team des „Frühstücksradio“ von Radio Essen spielte in dir Aufführung von „Der Ruhrfaust“ im Theater Freudenhaus mit. . Im Morgenprogramm des Senders wurde über eine Woche in mehreren Interviews und Einspielern auf die besondere Aufführung aufmerksam gemacht und somit wurde die Vorstellung am 11.11.2022 mit 80% Auslastung die bestbesuchte Vorstellung des Hauses seit Beginn der Pandemie.
– Superintendentin Marion Greve besuchte die Kindertheateraufführung von „Der kleine Wassermann“ bei der Essener Volksbühne im Katakomben Theater am 26. November 2022 Die evangelische Kirchengemeinde Essen berichtete auf ihren Kanälen über die Kampagne und den Auftritt der Superintendentin.
– Die Schauspielerin Katja Heinrich las am 3.11.2022 im Kunsthaus Salon Essen im Rahmen des Kammerkonzertes des „Ensemble fin de siècle.




Das Positionspapier der Essener Livekultur
Der Kampagne schlossen sich unter anderem an:
Visit Essen, Theater Freudenhaus, Theater Essen-Süd, Theater Thesth, Theater Glassbooth, Theater Only Connect!, Rabbit Hole Theater, Das Kleine Theater Essen, Essener Volksbühne, Studio Bühne Essen, Rü Bühne, Theater im Rathaus, Theater Courage, Alter Bahnhof Kettwig, Zeche Carl, Katakomben Theater, Stratmanns Theater, Theatergemeinde Metropole Ruhr, Theaterring Theater & Philharmonie Essen, Ensemble Ruhr, Kunsthaus Salon Essen, Grend Kulturzentrum, Lichtburg Essen, Freak Show, Dintje Dance, Small is beautiful, Wildes Holz, Gesellschaft für Neue Musik Ruhr, Labor für Weltmusik, Museum Folkwang
Die Stadt als Kooperationspartner

vorne: Raphael Batzik, Muchtar Al Ghusain, Rainer Besel / hinten: Anne Falk, Frank Fuchs // Foto: Georg Pieron
Die Kampagne wurde durch die Stadt Essen und das Kulturamt der Stadt Essen unterstützt.
